Urgroßeltern

Mein Urgroßvater Maximilian Sigmund Wilhelm wurde am 27.07.1862 in Nürnberg geboren.
Am 07.01.1897 heiratete er Henriette Freiin von Brück (geb. am 20.07.1874 in Eichstätt, gest. am 26.06.1946 in Seeshaupt), meine Urgroßmutter. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor:

  1. Maximilian Eduard Karl (geb. 12.12.1897 in Ingolstadt, gest. am 21.10.1974 in Bad Tölz),  mein Großvater -> siehe auch „Großeltern
  2. Charlotte Emilie Henriette Eugenie (geb. am 25.06.1899, gest. am 24.07.1975 in Basel-Riehen) -> siehe auch „Charlotte
  3. Hans Friedrich Karl (geb. 23.09.1903 in München ,vermisst seit 13.09.1944 in Frankreich)

Mein Urgroßvater wurde im Krieg gegen Frankreich am 25.10.1916  bei La-Bassèe an der Somme in Nordfrankreich Opfer eines Scharfschützen.

„…sein Gedächtnis wird in der bayerischen Armee nie verlöschen.“

Maximilian Sigmund Wilhelm von Kirschbaum
[
geb. 27. Juli 1862 in Nürnberg – gefallen am 25. Oktober 1916 bei La Basse/Nordfrankreich]
Königlich bayerischer Generalmajor und Kommandeur der 6. bayerischen Infanteriedivision
Ritter des Militär-Max-Josef-Ordens
u.a. Inhaber des Eisernen Kreuzes I. Klasse und des Militär-Verdienst-Ordens II. Klasse mit Schwertern

 Am 15. November 1916 war in der München-Augsburger Abendzeitung unter der Überschrift

„General von Kirschbaum, Zum Gedächtnis eines Helden“

zu lesen:

 „Mit Generalmajor v. Kirschbaum ist einer der tüchtigsten erfolgreichsten Führer der bayerischen Truppen aus dem Leben geschieden; hat er auch nur einen verhältnismäßig sehr kleinen Truppenteil befehligt, so waren ihm doch in diesem engen Befehlsbereich so bedeutende Erfolge beschieden, wie nur wenigen anderen. Sein Name wird in der deutschen Kriegsgeschichte fortleben als einer unserer besten, denn was er in seinem Wirkungsbereiche geschafft hat, das geht weit über das Maß hinaus, das von einem deutschen Brigadekommandeur erwartet werden durfte.
Generalmajor v. Kirschbaum war ein Offizier der trotz größter persönlicher Liebenswürdigkeit die feste Schranke der Unnahbarkeit des Befehlshabers stets einzuhalten wußte, der trotz großer Strenge , mit der er die äußerste Pflichterfüllung von allen Untergebenen forderte, bei seinen Soldaten größte Beliebtheit genoß, da eben alle täglich sahen, wie ihr General stets in der vordersten Linie Umschau hielt, unbekümmert um sein eigenes Leben, nur auf das Wohl der Untergebenen bedacht war, soweit nicht die bitterer Notwendigkeit das Einsetzen ihres Lebens erforderte. Dadurch erzielte  v. Kirschbaum bei seinen Truppen ein Höchstmaß an Siegerwillen und hartnäckiger Widerstandskraft, daß er mit solchen Menschen die kühnsten Taten riskieren konnte.
Als Beispiele der glänzenden Leistungen Kirschbaums sei heute schon auf zwei Taten hingewiesen, bei welchen auch die Kriegsgeschichte dieses an glänzenden militärischen Leistungen überreichen Feldzuges länger wird verweilen müssen, weil sie gerade Schulbeispiele sind, dafür, daß geniale Führung mit Kühnheit und Wagemut gepaart das Schicksal bezwingen. Die glänzende Tat ist die Eroberung von St. Mihiel und des Forts Camp des Romains , die andere die glänzende Verteidigung des Villywaldes im April 1915, und der in der Kriegsgeschichte seinesgleichen suchende Gegenangriff am 5. Mai 1915, der nur wegen der damals im Gange befindlichen Ereignisse auf dem östlichen Kriegsschauplatz  der öffentlichen Beachtung etwas entgangen, aber trotzdem – natürlich immer im Vermächtnis zum Wirkungskreis – als Großtat ersten Ranges bezeichnet werden muß.
Es war gegen Ende September 1914, als die von Metz aus in westlicher Richtung eingesetzten schwachen deutschen Streitkräfte aus dem Grunde der Woevre-Ebene etwas kleinlaut zu den beherrschenden Höhen der Cotes-Lorraines emporsahen. Da war es General v. Kirschbaum, der durch seine optimistischen Meldungen, die auf persönlichen Erkundungen beruhten, der Führung die Unterlage gab, die zur Eroberung der Cotes dann führten. Und als die Cotes erobert waren, da war es seine Brigade, die als Vorhut gegen die Mitte der Sperrlinie den übrigen Truppenteilen vorauseilte und sie mit sich riß. Zwar hatte seine Brigade nur den Auftrag, mit dem Fort Camp des Romains Fühlung nehmen, aber er, immer in vorderster Linie seiner Truppen, immer stets bestrebt, alles selbst zu sehen, hielt die Gelegenheit für günstig und meldete am Abend des 24. September zurück: Morgen früh 5.30 Uhr, nehme ich das Fort!
Während rechts von ihm bei Spada, links von ihm im Villywalde mit der größten Erbitterung gekämpft wurde, rückte er am Nachmittag des 24. unbekümmert um das rechts und links vor, ließ mit einem Regiment St. Mihiel nehmen, die Maas überschreiten, Chauvoncourt und die Höhen links der Maas nehmen und mit den anderen im Abendgrauen das Fort einschließen. Er selbst rückte mit seinem Stabe in St. Mihiel ein, unbekümmert, daß das noch unbezwungene Fort in seinem Rücken lag und daß rechts und links hinter ihm ein Gefecht von unbestimmbaren Ausgang weiter tobte.
Wohl klangen die Meldungen, die über den Zustand des Forts eintrafen, recht entmutigend: das Hindernis noch völlig erhalten, die Grabenstreifen, völlig unzerstört, flankierten mit Maschinengewehren und Revolverkanonen andauernd den Graben, der überschritten werden mußte; von der Besatzung trieben sich noch Teile im Rücken der Angriffstruppen herum und störten diese; die Leute, die man gefangen nahm, machten den besten Eindruck und schienen zum äußersten entschlossen; die Kanonen des Forts strichen immer noch das Vorgelände ab und zahlreiche Maschinengewehre rasselten, um das Glacis rein zu halten. Wer konnte da an einen glücklichen Ausgang des Sturmes glauben? Aber General  v. Kirschbaum bestand trotz aller Widerwärtigkeiten auf den einmal gefaßten Entschlusse; seine Artillerie arbeitete so mustergültig mit der Infanterie zusammen, daß in der Nacht das Hindernis durchschnitten werden konnten, und daß, als der Moment des Sturmes kam, die deutsche Infanterie den Graben bereits überwunden hatte, ehe die feindlichen Kanoniere an ihre Geschütze eilen konnten. So war das Fort unser, wenn auch im Innern noch ein dreistündiger Kampf weitertobte, ehe der französiche Fortskommandant von der Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes überzeugt werden konnte. Noch tobte der Kampf im Innern, da stand er schon mit seinem Stabe auf dem Hauptwall des Forts und ließ die bayerische Fahne auf dem höchsten Punkte flattern. Welcher Jubel damals unter seinen Truppen!; die Verluste waren Dank der geschickten Führung gering, das größte Sperrfort zwischen Verdun und Toul  hatte sich mit 40 Geschützen und 160 unverwundeten und zahlreichen verwundeten Gefangenen, einem kleinen Häuflein seiner Brigade ergeben.
Aber bei dem Genusse höchsten militärischen Glückes gab`s kein verweilen; „vorwärts“ hieß die Losung. Kaum war das Geschick der Feste „Römerlager“ entschieden, da traf General  v. Kirschbaum noch einige Anordnungen für ihr Festhalten gegen feindlichen Angriff und sofort gings hinunter nach St. Mihiel, um neue Taten vorzubereiten. Ueber der Maas drüben thronte das Fort Paroches, das mußte man heute auch noch mitnehmen. Schon waren alle Befehle ausgegeben, da kam von oben die Losung: „es ist festzuhalten, was bereits im Besitz ist.“
Damit war der Angriff auf Paroches widerufen, man mußte sich mit dem Erreichten begnügen; aber auch dieses war groß genug.
Die große Tat des Generals v. Kirschbaum wurde mit der höchsten Bayer. Kriegsauszeichnung, dem Bayer. Militär-Max-Josephs-Orden belohnt. Unablässig wurde sofort mit größter Energie an den Ausbau der Befestigungen unserer Stellung nach drei Fronten gegangen. Die hier entstandenen Werke können wohl zu den stärksten der Westfront gerechnet werden.
Die Franzosen versuchten natürlich unsern strategisch wichtigen Erfolg alsbald uns zu entreißen. Bereits am 25. und 26. September griffen sie mit großen Massen heftig, aber vergeblich an. Ein schwerer Kampftag war der 16. November 1914, wo die 12. Brigade das erstemal ein modernes schweres Trommelfeuer zu genießen bekam. Es galt damals, uns den Brückenkopf von Chauvoncourt zu entreißen. Die glänzende Führung der Verteidigung dieser Stellung wurde v. Kirschbaum mit dem Militär-Verdienst-Orden 2. Klasse gelohnt.
Die Franzosen sahen nunmehr wohl ein, daß gegen unsere Werke ein Angriff unmöglich sei; deshalb versuchten sie St. Mihiel von rückwärts zu erobern. Das führte zu den schweren Kämpfen im April und Mai 1915. Unaufhörlich waren die französichen Angriffe bei Combres, am Selousewald, bei Florey und im Priesterwald. Gelang es ihnen, die beiden Schenkel des Dreiecks einzudrücken, so gehörte St. Mihiel vermutlich ihnen. Neben diesen Kämpfen, die St. Mihiel von weit rückwärts nehmen sollten, gingen unaufhörlich Kämpfe in nächster Nachbarschaft von St. Mihiel einher in dem südöstlich gelegenen Villywalde. Hier waren am Ostermontag 1915 tapfere bayerische Soldaten nach unerhörter Tapferkeit endlich aufgerieben worden, der Rest hatte aus seiner Stellung weichen müssen. Da übertrug man den Befehl an dieser Stelle, von der der Feind schon von rückwärts nach St. Mihiel schauen konnte,  Generalmajor v. Kirschbaum. Sein erstes Betreben war, hier wieder eine verteidigungsfähige Stellung zu schaffen. Es war hart; was der Fleiß der Soldaten bei Nacht geschafft hatte, das warf bei Tage das französische Trommelfeuer ein; so ging es Tag für Tag. Immer wieder erschien der tapfere General bei seinen tapferen Soldaten in vorderster Linie und seine Energie brachte schließlich eine Stellung zusammen, an der sich nicht nur die täglichen Angriffe des Feindes brachen, sondern an der man sich auch sicher fühlen konnte. Die Angriffe des Feindes setzten denn auch bald aus; St. Mihiel war gesichert.
Aber damit begnügte sich General v. Kirschbaum nicht. Dem Feinde, der uns so hart zugesetzt hatte, mußte noch eine tüchtige Lehre gegeben werden.
Der Villywald liegt auf dem hoch über der Maas liegenden Bergrücken; diesen Bergrücken hatten die Franzosen befestigt. Zwischen dem Bergrücken dem Bergrücken und der Maas hatten sie nur eine Feldwache. Am 5. Mai 1916 ließ nun General v. Kirschbaum diese Feldwache überrumpeln und gleichzeitig einige Bataillone in den Rücken der Franzosen marschieren, obwohl diese dadurch in eine gefährliche Lage kamen, daß in ihrem Rücken feindliche Artillerie und Infanterie lag, gleichzeitig ließ er die Franzosen auch von vorn angreifen; außerordentlich kühn war die Tat, außerordentlich auch ihr Erfolg. Nach den mäßigsten Schätzungen blieben 2000 Franzosen tot im Villywalde liegen, 2000 gaben sich gefangen; was verwundet war, kann natürlich nur geschätzt werden. Aber die Zahl der französichen Toten und Gefangenen war größer als die Zahl der Angreifer; das war der unvergleichlich kühnen Führung zu verdanken.
Wohl würde nicht nur der Fachmann, sondern auch die Oeffentlichkeit für die äußerst spannenden Einzelheiten der Vorbereitung und der Durchführung dieser den Feind überlistenden Tat das größte Interesse nehmen; aber vor der Beendigung des Krieges dürften die Einzelheiten auch dem Feinde interessant sein, sie müssen daher vorerst mit dem Schleier des Geheimnisses zugedeckt bleiben. Aus demselben Grunde müssen zurzeit auch die späteren Taten dieses Generals mit Stillschweigen übergangen werden.
Diese glänzenden Taten waren auch die Ursache, daß dem klugen und tapferen General das Kommando einer Division verliehen wurde, obwohl er weder durch die Schule des Generalstabes noch durch die Kriegsakademie gegangen war. Es war ihm leider nicht beschieden, noch weiter Großes in dieser schon bedeutend wichtigeren Stellung zu leisten, wie man von ihm erwarten durfte. Fast nur nach Stunden ist die Zeit zu rechnen, die er Divisionskommandeur war. Eine feindliche Kugel gab ihm den schönsten, schmerzlosesten Soldatentod. Für die bayerische Armee ist sein Heimgang ein großer Verlust; sein Gedächtnis wird in der bayerischen Armee nie erlöschen. “

Familiengrab München

Nachtrag: Der Militär-Max-Joseph-Orden wurde am 1. Januar 1806 vom bayerischen König Maximilian Joseph I. gestiftet und war der höchste militärische Verdienstorden des Königreichs Bayern. Seine Devise lautete: virtute pro patria. Der dreiklassige Orden (Großkreuz, Kommandeur, Ritter) war mit dem persönlichen, nicht vererbbaren Adel verbunden. Die Träger erhielten zu ihrem bürgerlichem Namen den Zusatz Ritter von (z.B. wurde Wilhelm Leeb zu Wilhelm Ritter von Leeb). Der Orden geht auf das churpfalz-bayerische Militärehrenzeichen (1794-1806) zurück.